Meilen nach der Pandemie
Veröffentlicht am 10.04.2022 von Andreas Schürer
Christoph Hiller, Kandidat Gemeindepräsidium in Meilen (bisher)
Liebe Meilemerinnen und Meilemer
Am 16. März 2020 hat der Bundesrat aufgrund der pandemischen Ausbreitung von COVID-19 für die Schweiz die ausserordentliche Lage ausgerufen. Die Welt, unser Land und selbstredend auch Meilen haben zwei ausserordentlich schwierige Jahre hinter sich. Ob wir heute behaupten können, die Pandemie sei bewältigt, weiss niemand. Aber immerhin deuten viele Zeichen darauf hin, dass das Corona-Virus dank der hohen Immunität der Bevölkerung seine letale Wirkung verloren hat und bloss noch endemisch ist. Darüber dürfen wir uns freuen!
Das Virus versetzte uns in Sorge um unsere Gesundheit und um die Gesundheit unserer Mitmenschen. Die notwendigen Schutzmassnahmen verursachten einen immensen volkswirtschaftlichen Schaden, das öffentliche Leben war stillgelegt und unsere persönlichen Freiheiten waren zum Teil massiv eingeschränkt. Jede und jeder von uns machte Erfahrungen, die ganz sicher nicht so schnell vergessen gehen.
Auch die Lokalpolitik war während der Hälfte der ablaufenden Legislatur stark von Corona geprägt. Behörden und Verwaltung mussten sich immer wieder der neuen und ungewissen Lage anpassen. Nur ein paar Stichworte, ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit: Sitzungen konnten phasenweise nur virtuell durchgeführt werden, die Polizei hatte das Ausgehverbot zu überprüfen, die Nachbarschaftshilfe zum Einkaufen wurde unterstützt, Selbständigerwerbende erhielten Spontanhilfe, die Kadenz der Kartonsammlung musste verdoppelt werden, dem Gewerbe und vor allem dem Gastgewerbe wurde mit Inseraten und mit Aktionen geholfen, Besuche des Gemeindepräsidenten zu hohen Geburtstagen waren untersagt, das Hallenbad durfte nur mit Zertifikat benutzt werden, die Schule musste von einem Tag auf den andern auf Home Schooling umstellen und sie musste ein repetitives Pool-Testing organisieren. Und so weiter. Es war eine ganz besondere Herausforderung. Während der ganzen Zeit war es den Behörden und mir persönlich wichtig, der Information der Bevölkerung und vielleicht auch den Durchhalte-Parolen ein hohes Gewicht beizumessen.
Es mag noch zu früh sein, um endgültige Lehren zu ziehen. Doch ich darf mit Genugtuung einmal mehr feststellen, dass die Milizbehörden in Meilen das Kollegialitätsprinzip in hervorragender Art und Weise leben. Über alle Parteigrenzen hinweg zusammenzustehen und eine einheitliche Linie zu vertreten, ist in einer Krise besonders wichtig. Ebenso erfreulich ist es, die gegenseitige Hilfsbereitschaft, die private Initiative, die Solidarität und das unaufgeregte Beitragen zum Bewältigen der Krise der Meilemerinnen und Meilemer beobachten zu dürfen.
Als Liberaler habe ich naturbedingt eine gewisse Zurückhaltung gegenüber allen Verboten und Vorschriften. Die Eigenverantwortung soll im Vordergrund stehen; doch allein auf sie abzustellen, funktioniert erfahrungsgemäss nicht. So wie es im Strassenverkehr der Sicherheit zuliebe Regeln braucht, so ist es auch im Zusammenleben zu Corona-Zeiten. Dieser Erkenntnis mit Respekt und mit Vernunft nachzuleben, wird auch in Zukunft zentral sein.
Wichtig für unser aktives Dorfleben ist schliesslich, dass jetzt – wo es wieder uneingeschränkt möglich ist – Vereinsveranstaltungen besucht, sportliche Aktivitäten ausgeübt werden, die breite kulturelle Palette konsumiert und das soziale Netzwerk genutzt, unser Detailhandel berücksichtigt und in den Meilemer Gastronomiebetrieben eingekehrt wird. Es gilt, ganz bewusst die vielfältigen Angebote in unserer Gemeinde zu unterstützen und sie auch zu geniessen. Die Devise während der Pandemie hiess zwar «Abstand halten» – doch, so meine ich, sind wir uns näher gekommen: nämlich in der Einstellung, dass miteinander Herausforderungen besser gelöst werden können. In diesem Sinn wünsche ich Ihnen, liebe Meilemerinnen und Meilemer, viel Freude mit den wiedergewonnenen Freiheiten – und gute Gesundheit!
Christoph Hiller, Gemeindepräsident